Projektteam:

In sogenannten Lebensumbruchs-Phasen, wie z.B. der Geburt eines Kindes, verändern Personen ihr Mobilitätsverhalten. Nachhaltiges Mobilitätsverhalten wird zugunsten des motorisierten Individualverkehrs aufgegeben.

Daten über die tatsächliche Veränderung des Mobilitätsverhaltens bei Familiengründung in Österreich sind jedoch kaum erhoben. In Deutschland zeigte sich, dass besonders Rad- und Fußwege zurückgehen, wenn Kinder im Haushalt leben – die Sorge um die Sicherheit der Kinder bzw. die Unsicherheit über den Komfort lässt aktive Mobilitätsformen unattraktiv erscheinen. Auch die Länge der Wege und die Anzahl der zusätzlichen Wege, die für Kinder zurückgelegt werden (Arzttermine, Freizeitwege etc.), stellen für Erwachsene eine Barriere dar, diese Wege mit Kindern zu Fuß oder mit dem Rad zurückzulegen. Der Umstand, dass Familienmobilität oft gleichgesetzt wird mit Automobilität, ist neben der Tatsache, dass es mitunter kaum „familienfreundliche“ Angebote gibt, auch auf mangelnde Information über bestehende Angebote, sich mit Kindern körperlich aktiv fortzubewegen, zurückzuführen. 

Während im städtischen Umfeld unterschiedliche Maßnahmen zur Förderung aktiver Mobilität zunehmend in den Blickwinkel der Forschung und Planung rücken, ist der ländliche Raum von dieser Entwicklung noch relativ unberührt. Um diesem Umstand nachhaltig entgegenzuwirken, zielte das F&E Projekt ANFANG (2018-2020) auf eine Förderung des zu Fußgehens, des Radfahrens und der Nutzung des Öffentlichen Verkehrs bei Alltagswegen von Familien mit Kleinkindern im ländlichen Raum ab.
Zu diesem Zweck wurde im Projekt ANFANG ein anwendungsbezogenes Konzept auf Meta-Ebene zur Förderung einer nachhaltigen und familienfreundlichen Mobilität entwickelt erstellt, welches exemplarisch auf zwei Gemeinden angewendet wurde. Außerdem wurde ein Grundlagenbericht zur Familienmobilität erstellt. Mittels Interviews mit (werdenden) Eltern und Workshops mit Anbieter*Innen von Mobilitätsservices und politischen Entscheidungsträger*Innen wurden die notwendigen Daten erhoben. Das entwickelte Konzept umfasst:
*einen Einblick in die Mobilität von Jungfamilien,
*ein Modell zur Förderung aktiver Jungfamilienmobilität,
*eine Checkliste zur Feststellung des aktuellen Stands der Gemeinde hinsichtlich Familienmobilität
*Maßnahmenvorschläge sowie Förderungsmöglichkeiten wie konkret nachhaltige Familienmobilität in den Gemeinden umgesetzt werden kann.

Um eine gemeinsame Mobilitätswende und Dekarbonisierung erreichen zu können, sind Maßnahmen, die eine Förderung aktiver Mobilitätsformen forcieren, von wesentlicher Bedeutung. Neben dem positiven Effekt auf die Gesundheit trägt die Förderung aktiver Mobilität bedeutend zur Erreichung der UN-Klimaziele von Paris bei. Das ANFANG-Konzept steht daher einer Vielzahl von Akteur*Innen (wie Gemeinden oder lokalen Unternehmen) für die weitere Verwertung zur Verfügung. Ebenso ist ein Grundlagenbericht zur Familienmobilität verfügbar.

Projektleitung: DI Dr. Oliver Roider
Kontakt: oliver.roider@boku.ac.at

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